Auf ein Wort

»Robin and the Modest» gelten dank ihrer Vorliebe für instrumentalen Prog-Rock als eher schweigsam, »Robin« ohne the Modest hat uns dafür einiges zu sagen. Sehr persönliche und auf poetische Art fragmentarisch wirkende Texte schmiegen sich an von Melancholie geprägte Melodien. Der spröde, fast zerbrechliche Gesang lässt uns in fremden Erinnerungen schwelgen, mündet dann aber überraschend in mehrstimmige Harmonien, gleichermaßen schamlos und gekonnt die großen Vocal-Acts der Sechziger heraufbeschwörend. Das mitunter geradezu opulente Arrangement schreckt auch vor Streichern nicht zurück, die wunderschönen unaufdringlichen Songs verklären einem den Blick und sobald die Sonne wieder richtig scheint, erfreuen wir uns im Schatten einer veritablen Wall Of Sound an Spielfreude, pandemiebedingter Perfektion und dezenter Dramatik. Die ganze Platte wirft einen liebevollen Blick zurück, als wolle sie sich einer noch immer irritierenden Gegenwart versichern und gleichzeitig den Glauben an die Zukunft beschwören. »Brandungslücken« ist ein Stück Hamburg, hanseatisch zurückhaltende Bestandsaufnahme der Welt, wie sie einmal war und nicht mehr werden wird. Aus uns Kindern sind längst Leute geworden, die erkennen müssen, dass die, die heute Leute werden, viel weniger Welt übrig haben als wir damals. Aber »Brandungslücken« gibt die Hoffnung nicht auf, hilft uns allen dabei, im Moment des so dringend notwendigen Innehaltens nicht zu hadern und erst recht nicht zu verzweifeln. Mit guten Geschichten, mit der richtigen Haltung und mit einem hervorragendem Songwriting, das auch jenseits der Lagerfeuerromantik zu gefallen weiß.